Sebastian Copien

"Wenn Gemüse nicht schmeckt, liegt das meist nicht am Gemüse, sondern am Koch!"

Portrait

Sebastian Copien – weltbereister Kochlehrer, Autor, Surfer und Permakulturpraktiker der seit über zehn Jahren in seinen Kursen, Seminaren und Events tausenden Menschen die Einfachheit und Freude eines bewussten Kochens vermittelt. Sein Spezialgebiet ist die neue pflanzliche Küche. Sei es als Gründer und Dozent im Plant-Based-Institute oder in seiner Onlinekochschule VEGAN MASTERCLASS: Bei Copien dreht sich alles darum, die Schlüsselfaktoren herausragender veganer Küche in den Alltag von Gastronomie und Privathaushalten nachhaltig zu integrieren – für eine Welt mit genussvollem und gesundem Essen, das gut für alle Lebewesen und unsere Umwelt ist. Er hält dazu in seiner Münchner Koch-Location und europaweit Seminare, Showkochevents sowie Kochkurse, berät Hotels und Restaurants und veranstaltet regelmäßig Fine-Dining-Dinnerabende. Nur fünf Minuten von seiner Küche entfernt baut er in einem kleinen Garten auf 16 Hoch- und zwei Hügelbeeten über 50 verschiedene Kräuter- und Gemüsesorten für seine Kochkurse an. Sein Standardwerk „die vegane Kochschule“ bietet neben über 200 saisonalen Rezepten, eine klare und natürliche vegane Küche, die gesund ist, wundervoll aussieht und einfach schmeckt.

www.sebastian-copien.de

Interview

Viele Menschen reagieren beim Thema Veganismus ablehnend und verbinden diese Ernährungsweise mit einem Verzicht. Warum ist das so und wie ist es möglich, solche Vorbehalte abzubauen?

Ich kann das gut nachvollziehen, denn mir ging es früher ja auch nicht anders. Wenn man sich damit nicht beschäftigt hat, wirkt das Thema eventuell erst mal seltsam und eher nach Einschränkung. Bei genauerer Betrachtung ist aber genau das Gegenteil der Fall. Es tut sich eine riesige bunte Welt voller neuer Möglichkeiten und vielen wundervollen „Nebeneffekten“ auf. Ich begegne dieser negativen Haltung am liebsten mit Offenheit, ohne Ablehnung und vor allem mit extrem leckerem Essen, das einfach Freude macht. Dann muss man gar nicht mehr so viel dazu sagen, denn diese kulinarische Aussage steht für sich.

Was sagst du zu dem Vorurteil, die vegane Küche sei eintönig?

Dieser Behauptung kann ich überhaupt nicht zustimmen (lacht). Das ist, als würde man sagen „die Natur ist eintönig“. Ob Essen lecker ist, liegt als Erstes immer am Koch oder der Köchin selbst – an den Fähigkeiten, Fertigkeiten, der Erfahrung und Hingabe, mit der jede*r Essen zubereitet. Als Zweites natürlich an der Qualität der Zutaten. Ich weiß selbstverständlich durch meine tägliche Arbeit, dass viele Menschen, die bei den ersten Schritten in der veganen Küche an ihre Grenzen stoßen. Deswegen mache ich ja genau das, was ich mache, immer mit dem Ziel, maximal vielen Menschen das Kochen wirklich gut beizubringen. So wird das Ganze zu einem freudigen Teil des Alltags mit extrem leckerem Ergebnis. Und nebenbei ist das alles aus besten pflanzlichen Zutaten.

Sind vegane Zutaten wirklich teurer im Vergleich zu Gerichten, die auch tierische Bestandteile enthalten?

Nein, das ist auch ein großes Vorurteil. Es gibt natürlich vegane Produkte, die auf den ersten Blick teuer sind, zum Beispiel weißes Mandelmus in Bioqualität. Wenn man dann aber sieht, wie ergiebig so ein Glas ist, relativiert sich das Ganze meist. Und auch hier spielt natürlich das Einkaufsverhalten eine wichtige Rolle: Habe ich früher nur im Discounter und viel Billigfleisch eingekauft, das durch Subventionen extrem günstig ist? Wenn ich dann im Zuge dessen, dass ich mir mehr Gedanken über Ernährung, Umwelt und  Gesundheit mache, auf Biolebensmittel und eine vegane Ernährung umsteige, wird der Kassenbon natürlich größer ausfallen. Ich denke, es ist extrem wichtig, saisonal und regional einzukaufen – dann wird Verbraucher*innen super Biogemüse fast hinterhergeschmissen. Wenn bei uns gerade Saison für Kohlrabi oder für Erdbeeren ist, bekommen sie diese Zutaten kistenweise zum super Preis. Wollen Verbraucher*innen Erdbeeren im Winter oder Spargel im März kaufen, dann wird es halt teuer und dazu qualitativ schlechter mit extrem schlechter Umweltbilanz.

Stimmt es, dass es aufwändiger ist, vegane Gerichte zuzubereiten?

Nein. Den Aufwand kannst du nie vegan oder nicht vegan zuordnen. Ich kann dir ein veganes Fine-Dining-Dinner zubereiten, für das ich acht Stunden in der Küche stehe. Ich kann allerdings auch in nur zehn Minuten ein einfaches, aber leckeres Gericht auf den Tisch bringen. Wenn du dein Leben lang nicht vegan gelebt hast und dann umsteigst, kann es natürlich sein, dass du in der Umstellungsphase erst einmal ein bisschen länger brauchst, weil sich deine ganze Denkweise dazu anpassen muss. Neue Techniken, neue Ideen, neue Lebensmittel. All das führt manchmal zu Unsicherheit und zu längeren Arbeitszeiten in der Küche. Das legt sich aber sehr schnell, wenn du deine Produkte und Gerichte gefunden hast.

Wann und wie kam es bei dir zu der Entscheidung, vegan zu leben?

Für mich ist der Hauptgrund, dass ich selbst kein Lebewesen töten kann und möchte. Deshalb habe ich vor knapp sechs Jahren meine Konsequenzen gezogen. Dazu kommen viele für mich sehr wichtige Faktoren wie Umweltschutz, Friedfertigkeit und Gesundheit zusammen. Vegan zu leben bedeutet für mich ein wundervolles friedliches Lebensgefühl und es ist aus meiner Sicht einfach auch eine Frage der menschlichen Evolution. Ist es notwendig, heutzutage tierische Produkte zu essen oder geht es nur um Genuss auf Kosten anderer? Die Frage sollte sich jede*r stellen.

Mit welcher Zutat kochst du besonders gerne?

Eine extrem schwierige Frage für einen Küchennerd wie mich (lacht). Für mich ist Gemüse die absolute Basis und das Wundervollste, was es im Bereich der Zutaten und Lebensmittel gibt. Egal, ob Brokkoli, Spargel, Lauch oder rote Beete. Zur passenden Saison in maximaler Qualität mit ein bisschen Fantasie und Können entsteht daraus immer etwas ganz Besonderes, das Freude macht. Und für mich ist es natürlich immer am schönsten, wenn ich in meinen Kochschulgarten in München gehe, aus einem meiner 16 Hochbeete etwas frisch ernte und dann in der Kochschule etwas daraus mache. Das begeistert mich einfach immer wieder im maximalen Maße.

Was schätzt du an der veganen Szene?

Ich schätze sehr, dass meiner Erfahrung nach immer ein Miteinander und kein Gegeneinander herrscht. Es gibt so unglaublich viele tolle Menschen, die jeden Tag ihr Bestes geben, um andere mit dem Thema in Kontakt zu bringen und zu begeistern. Dies passiert mit viel Herz für eine bessere und friedlichere Welt und das spüren die Menschen einfach.